Beutenkauf - Die Qual der Wahl

Beutenkauf - Die Qual der Wahl

Beutentyp, Rähmchenmaß, Warm-/Quer- oder Kalt-/Längabau
Abgegangene Schwärme sind für Imker/innen ärgerlich und für die Nachbarschaft beängstigend. Die anschließende Diskussion über den Gartenzaun hinweg ist hierbei wirklich nur das geringste Übel.
 
Honigbienen können in der Natur nicht mehr alleine überleben!!!
 
Schuld daran sind die Varroen und ihre Vermehrungsrate. Wie Mücken saugen Varroen an ihrem Wirt, sie übertragen Krankheiten, schwächen zunehmend die Gesundheit des Bienenvolks, woraus wiederum Folgeerkrankungen resultieren.
 
Ohne imkerliche Obhut
sind Honigbienen dem sicheren Tod geweiht!
 
Bis dahin kann aber der abgegangene, imkerlose Schwarm noch erheblichen gesundheitlichen Schaden an den Bienenvölkern in unmittelbarer Umgebung anrichten.
Verantwortungsbewusste Neuimker/innen entscheiden sich deshalb für eine Betriebsweise mit Rähmchen, sodass die Waben einzeln entnommen, kontrolliert, bewertet, umgehängt oder auch entsorgt werden können. Imkerliche Eingriffe sind dadurch jederzeit flexibel möglich.
 
Aber auch dann steht man immer noch vor einer Vielzahl von Beutentypen.
Drei Imker - fünf Meinungen
Dem Bien ist der Beutentyp völlig egal, die Hauptsache ist, die Behausung kommt dem Naturell der Bienen weitestgehend entgegen. Das ist aber bei fast allen gängigen Beutentypen der Fall und somit bleibt Ihnen die Qual der Wahl.
 
Deshalb dürfen bzw. müssen sogar die individuellen Anforderungen und Bedürfnisse des Imkers / der Imkerin eine wesentliche Rolle beim Auswahlkriterium spielen, gleichfalls der künftige Standort (z. B. fester Standort und/oder Wanderung, überdacht oder freistehend) und zudem die Anordnung der Beutenaufstellung. 
  • Ist der/die Imker/in groß und stark oder eher klein und schmächtig?
  • Gibt es gesundheitliche Einschränkungen, die zu berücksichtigen sind?
  • Besteht familiäre Mithilfe oder will man die Zargen alleine stemmen können?
  • Wie sieht der künftige Standort aus und wie kann aufgestellt werden?
  • Wie weit ist der künftige Standort entfernt?
  • Müssen die Gerätschaften stets dorthin transportiert werden oder gibt es Unterbringungsmöglichkeiten vor Ort?
  • usw.
Imkerliche Arbeit ist schwere Arbeit!
Haben Sie schon einmal 20 kg Katzenstreu in die oberste Wohnhausetage getragen?
Ein auf beiden Seiten mit Honig gefülltes Rähmchen im Deutsch Normalmaß wiegt etwa 2 kg. Das mal 10 oder 12 Rähmchen plus Zarge…
 
Im Folgenden möchten wir Ihnen deshalb einige Meinungen und Hinweise als Entscheidungshilfe mit auf den Weg geben. 
 
Es ist sehr hilfreich, sich seine ganz persönliche Checkliste zur Entscheidungsfindung anzulegen. Vielleicht lassen sich nicht alle Anforderungen wie gewünscht umsetzen, aber ein geeigneter Kompromiss wird sich finden lassen.

In Gesprächen mit Berufsimkern werden meist Dadant, Langstroth, Zander (jeweils Magazinbeuten im Kalt-/Längsbau, falzlos) genannt.
 
Während Nebenberufs- und Freizeitimker in unserem unmittelbaren Umfeld zumeist noch auf Deutsch Normalmaß schwören, hingegen aber je nach Alter und Vorliebe Magazin- und/oder Hinterbehandlungsbeuten verwenden. Deutsch Normalmaß gibt es im Warm- und/oder Kaltbau und zunehmend kommen hiervon auch Zwischenmaße, z. B. für einen hohen Brutraum oder für einen flachen Honigraum, zum Einsatz. 

1. Grundsatzentscheidung

Warm-/Querbau, Kalt-/Längsbau oder beides

Warmbau = Querbau = alle Waben hängen quer zum Flugloch
Kaltbau = Längsbau = alle Wabengassen laufen auf das Flugloch zu
 
Ist der Beutentyp gleichschenkelig, kann sowohl im Warm- als auch im Kaltbau gearbeitet werden (z. B. Segeberger Beute).
 
Es gibt auch Beutentypen, die nicht gleichschenkelig sind und trotzdem kann im Warm- und im Kaltbau gearbeitet werden, allerdings mit verschieden Rähmchengrößen (z. B. im Warmbau mit Deutsch Normalmaß und im Kaltbau mit Zander).
 
Hinweis: 
Wenn Bienen ohne imkerliche Richtungsvorgabe ihre Behausung gestalten, würde man wohl häufiger einen schrägen Wabenbau zum Flugloch vorfinden, aber eben auch nicht immer. Je nachdem, was die Bienen vorher erlernt haben und wie die Gegebenheiten vor Ort sind.
a) Ergonomische Arbeitsweise
 
Prof. Dr. Burkhard Schricker
Freie Universität Berlin, Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie, Institut für Zoologie

„Im Warmbau ist der Arbeitsplatz hinter der Beute, im Kaltbau seitlich der Beute, sodass die Rähmchen gerade herausgehoben werden können." (bezogen auf Magazinbeuten).

Wenn man jung ist, mag es einem noch nicht so auffallen, wenn man sich bei jeder Rähmchenentnahme oder bei jedem Abheben der Zargen um 45° seitlich verdreht und diese ebenso wieder langsam abstellt. Mit zunehmender Arbeitsbelastung bzw. zunehmendem Alter wird Ihnen der Rücken dann aber diese Belastung quittieren und außerdem schießen Hexen gerne an Tagen, an denen man es ganz und gar nicht gebrauchen kann.
 
Was also für die vergleichsweise leichten Rähmchen gilt, sollte im Besonderen für das Abheben von Zargen gelten. Die Griffleisten sind bei vielen Magazinbeuten nur vorne und hinten angebracht. Wenn Sie im Warmbau imkern möchten oder/und Ihre Beuten in einer Reihe aufgestellt werden, dann achten Sie unbedingt auch auf seitliche bzw. rundum Griffleisten*). Werden Magazinbeuten einzeln aufgestellt, braucht man hierauf keine Rücksicht nehmen.
 
*) Griffleisten im Gegensatz zu Eingriffe
Griffleisten sind extra angebrachte Leisten und ermöglichen einen sicheren Halt. Hingegen sind Eingriffe der Beutenwandstärke abgetrotzt, bei Holz ausgefräst und bei Styropor gussbedingt. An dieser Stelle ist die Beutenwand also dünner, darf aber nicht so dünn sein, dass sie dadurch instabil wird. Wie viel Eingriff kann eine Beutenwand mit vielleicht 20 mm Stärke für einen sicheren Halt hergeben? Sehen Sie sich das bitte genau an und bedenken Sie, dass später noch Gewicht dazu kommt.
 
Als rückenschonende Beutentypen erfreuen sich Trogbeuten zunehmender Beliebtheit. Auch hier gilt, dass ein guter Zugang zum Wabenmaterial gewährleistet ist und man sich nicht ständig verdrehen und verrenken muss.
 
Behalten Sie unbedingt Ihre Arbeitssicherheit und Ihre Gesundheit stets im Blickfeld.

b) Strategische Sichtweise
 
Gemäß „Grundwissen für Imker", dlv-Verlag, Arbeitsblatt zu 03-03-03:
 
„Der Bienensitz ist bei Längsbau, der annähernd der natürlichen Wabenstellung entspricht, wesentlich näher am Flugloch. Außerdem mündet jede Wabengasse direkt am Flugloch, wodurch sofort weitere Wächter mobilisiert werden können.
 
Im Querbau ist der Bienensitz mehrere Waben von der Gefahrenzone entfernt, die von den Wächtern nur über das Bodenbrett erreicht werden kann."
c) Futterabriss im Wintersitz
 
Bruno Binder-Köllhofer, Fachberater für Bienenzucht, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Dienststelle Bieneninstitut Kirchhain, hat hierzu in der ADIZ 8/2002 geschrieben:
 
„Das Brutnest sitzt in der Regel immer fluglochnah, die Vorräte werden fluglochfern entweder hinten oder über dem Brutnest gelagert.
 
Beim Längsbau sind alle Wabengassen leicht vom Flugloch aus erreichbar. Die Bienen haben im Winter einen Zehrweg längs der Wabe und müssen keine Waben und Wabengassen übersteigen, um an die Futtervorräte zu gelangen, was besonders bei einräumiger Überwinterung entscheidend ist…"
 
„… Tipps für Querbau:
Möglichst zweiräumig überwintern, dann ist immer ausreichend Futter über dem Brutnest!" (bezogen auf Deutsch Normalmaß)
 
Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen aber insbesondere wenn eine Wabe „farblich aus der Reihe tanzt“ oder weil das Volk zu schwach oder mit zu wenig oder minderwertigem Futter eingewintert wurde, kann es in der Überwinterungsphase zum Futterabriss kommen. Das Volk verhungert, obwohl genügend Futter nur wenige Zentimeter entfernt zur Verfügung steht.
 
Der Querbau verlangt das Überwechseln in andere Wabengassen, denn die nächste Futterquelle befindet sich erst vollständig auf der nächsten Wabe.
 
Im Längsbau ist das Futter pro Wabe hinten eingelagert. Natürlich muss auch im Längsbau die Wabe gewechselt werden, um zur nächsten Nahrungsquelle zu gelangen, die Bienen sitzen aber schon genau daneben, der Wechsel ist somit fließender. 

Dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen aber ein gravierendes Problem stellt der Warmbau für die Überwinterung nicht dar, denn die meisten Deutsch Normalmaß Beuten werden im Warmbau mit sehr gutem Erfolg betrieben, ohne im Übermaß Verluste durch Futterabriss zu verzeichnen. 

Futterabriss ist in erster Linie ein Fehler in der imkerlichen Betreuung.  Ausschlaggebend ist, dass die eingewinterten Völker gesund und stark sind, ausreichend Futtervorrat haben und dass kein grober Farbwechsel im eingehängten Wabenmaterial besteht. Der Fehler steht meist hinter (oder neben) der Beute. Es ist die imkerliche Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es so weit gar nicht erst kommt. Das Volk muss stark sein, Futter muss ausreichend vorhanden sein, also im Umkehrschluss auch nicht zu viel, damit die Bienen selbst auch noch Platz finden, im Jahresverlauf wurde auf Wabenhygiene und Gesundheitsprophylaxe geachtet und nun ist es auch sehr wichtig, dass keine Altwabe neben einer unbebrüteten Neuwabe hängt, denn an diesem Punkt sieht das Volk den Wohnraum als beendet an, geht nicht über diese Farbbarriere und verhungert neben dem Futterparadies.
 
Den Hinweis zur zweiräumigen Überwinterung haben wir hier extra mit aufgenommen. Bei 10 Deutsch Normalmaß Waben (DN: 394 mm breit, 223 mm hoch) pro Zarge (Raum) ist der Futtervorrat für die einzargige Durchlenzung schon riskant. Stehen einem 12 Deutsch Normalmaß Waben pro Zarge zur Verfügung, sieht das schon wieder ganz anders aus. 

Die Entscheidung, ob man seine Völker ein- oder zweizargig überwintern lässt, hängt also insbesondere von der Größe der "Speisekammer" ab.
d) Kippkontrolle
 
Kippkontrolle ist eine (von weiteren) Maßnahme(n), den Volkszustand zu kontrollieren, z. B. um den Scharmtrieb zu erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Doch ist es im Kleinen genauso, wie im Großen: Keine „Verhütungsmethode“ ist 100-prozentig zuverlässig! Ganz im Gegenteil! Wenn man bei der Kippkontrolle merkt, dass ein Volk in Schwarmstimmung ist, hat man bereits sämtliche Maßnahmen davor unterlassen, um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Für Anfänger zur Schwarmkontrolle ist sie absolut ungeeignet.
 
Aber für die Winterbehandlung mit Oxalsäure ist die Kippkontrolle sehr vorteilhaft. Die zweite aufgesetzte Zarge wird lediglich angekippt (und somit nicht abgehoben!), dadurch ist die Behandlung mit lauwarmer Oxalsäure schnell erledigt und das Bienenvolk kühlt nicht aus!
 
Die Möglichkeit zur Kippkontrolle bietet somit zusätzliche Flexibilität (übrigens auch aus ergonomischer Sicht).
 
So funktioniert die Kippkontrolle im Kaltbau (falzlos):
Obere Kaltbau-Zarge hinten leicht anheben, etwas zu sich heran ziehen, damit die Zarge nicht nach vorne abrutschen kann, ankippen und per Einblick von unten den Volkszustand kontrollieren.
 
Und funktioniert das auch im Warmbau? „Jein!“
Im Warm-/Querbau ginge das von der Seite. Würde man es anders herum versuchen, würden unten die Rähmchen zwangsläufig aneinander schlagen, was garantiert nicht ohne Folgen von den Bienen quittiert wird. Ist die Warmbau-Magazinbeute jedoch in Reihe aufgestellt, kann sie nicht seitlich gekippt werden. Kippkontrolle im Warmbau ginge also nur seitlich und wenn die Beute solo steht.
 
Bitte zur Kippkontrolle unbedingt beachten, dass hierbei eine weitere entscheidende Rolle spielt, ob die Beuten mit oder ohne Falz sind; siehe nächsten Punkt „Falz oder falzlos? Das ist hier die Frage!“
e) Ameisensäurebehandlung
  
Die Ameisensäurebehandlung muss im Pro und Contra der Wabenrichtung nicht als Kriterium herhalten. Die Ameisensäurebehandlung passt man den Gegebenheiten an und nicht umgekehrt.

2. Grundsatzentscheidung

Falz oder falzlos?
 
Was Briefmarken sind, weiß jeder. Wenn aber Imker/innen von Briefmarken sprechen, dann meinen sie „verunfallte“ Bienen, die durch das Auf- und Umsetzen von Zargen plattgedrückt wurden. Faltenfreie, vertrocknete Bienen sind unsere „unrühmlichen“ Briefmarken und kein Aushängeschild für umsichtige Imker/innen. Schade um jedes einzelne Individuum. Ganz wird es sich aber nie vermeiden lassen.
 
 
Falzlos = glatter Zargenrand
(Bei einigen Modellen ist eine Verrutschkante im Innenbereich der Zarge angebracht.)
 
Mit Falz = Die Zargenwand teilt sich bei der Zargenverbindung auf zwei ineinander passende Kantenbereiche:
 
I        I
I    __l
I    I
I__I ← untere Kante der oberen Zarge
            ↓ wird auf das Gegenstück aufgesetzt
     __
    l    l ← obere Kante der unteren Zarge
__I    l
I        l
I        I
 
 
Unter der treffenden Überschrift „Falzlos glücklich“ haben es Dr. Pia Aumeier (Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr Universität Bochum) und Dr. Gerhard Liebig (Bienenwissenschaftler) in ihrem Beitrag (Deutsches Bienen Journal 2/2013, Seite 35) auf den Punkt gebracht.
 
Betreffend Falz:
 
„… Die ineinander greifenden Kanten vermitteln dem Imker 
ein angenehmes Gefühl von Stabilität und Passgenauigkeit.“
 
Betreffend falzlos:
 
„Auch ohne ineinander greifende Kanten sind Zargen in der Regel kurz nach dem letzten Öffnen
ohne Stockmeißel nicht mehr zu trennen. Kleine Spalten haben die Bienen nach wenigen Stunden verkittet. …“
 
 
Betreffend Wanderung:
 
„Bei einem Unfall bremst keine Falz den Schwung des Beutenturms.“
 
Und im Übrigen:
 
„Imkern in falzlosen Beuten… 
  • unterscheidet sich aus Sicht der Bienen nicht vom Imkern in Beuten mit Falz,
  • schont Zeitbudget und Material, da die Beuten weniger reparaturanfällig sind,
  • ist günstig, da sich Beuten ohne Falz leichter herstellen und nachbauen lassen,
  • erleichtern das Trennen verklebter Zargen,
  • ermöglicht Kraft schonend und rückenfreundlich eine Kippkontrolle, die während der Schwarmzeit in Abstand von sieben Tagen durchgeführt werden sollte.
...
Kippen nur bei glatten Kanten…
 
An den stabilen, glatten Oberkanten der Zargen wird der obere Brutraum samt aufgesetztem Honigraum vom unteren Brutraum getrennt, ein Stück nach hinten gezogen und dann nach oben gekippt.
 
Haben die Zargen jedoch einen Falz, müssen die obere Brutraumzarge und der Honigraum über den Falz gehoben werden (bis zu 50 kg), wenn sie beim Kippen nicht abrutschen sollen. …“
 
 
Mit Falz arbeitet man immer beidhändig, die Zarge muss immer erst vollständig hochgehoben werden. Und im Umkehrschluss muss sie auch von oben passgenau wieder aufgesetzt werden. Man hat also beim Zurücksetzen der Zarge keine Hand frei und auf dem Rand sitzende Bienen können so nicht abgekehrt werden. Es sei denn, man setzt die Zarge auf die Falz, die dann mit der Zeit aufgrund der Dünnwandigkeit Schaden nimmt. Auch der Kippkontrolle muss die gefalzte Zarge erst hochgehoben und etwas versetzt auf die untere Zarge zurückgestellt werden. Das ganze Zargengewicht lastet dann auch auf der dünnen Falz (reparaturanfällig).
  
Hingegen braucht im falzlosen System gar nicht erst hochgehoben werden. Nach dem Lösen kann die Zarge vollständig zu sich herangezogen und dann zur Seite gestellt werden. Beim Zurückstellen kann die Zarge wie es gerade passt aufgesetzt und langsam zum Vorderrand geschoben werden. Dadurch hat man eine Hand frei und kann etwaige auf dem Rand sitzende Bienen abfegen. Ebenso unkompliziert ist es dann bei der Kippkontrolle.
 
Die Falz ist im Übrigen auch kein Argument dafür, dass die Bienenwohnung damit windgeschützter ist. Bienen werden immer, ganz gleichgültig ob mit oder ohne Falz, sämtliche Ritzen mit Kittharz verschließen. 

Das Lösen der Zargen mit dem Stockmeißel birgt ein weiteres Risiko, die Falz zu beschädigen. Die Auflageflächen müssen zudem regelmäßig vom Kittharz befreit werden. Bei einem System mit Falz bedeutet das filigranen Reinigungsaufwand.
 
Mit Falz ist aber immer gewährleistet, dass die Zargen passgenau übereinander sitzen. 
Falzlos hingegen ist das nicht gewährleistet und bedarf der imkerlichen Achtsamkeit.

Nach unserer Kenntnis gibt es bislang kein ausbaufähiges gleichschenkeliges Deutsch Normalmaß als falzloses System. Für Deutsch Normalmaß herrscht weiterhin das Segeberger Beutensystem vor oder es ist zwar falzlos, dafür aber nicht gleichschenkelig.. 

Wer also gleichschenkelig und falzlos haben möchte, könnte bei Dadant-Beuten fündig werden.


3. Grundsatzentscheidung

Holz- oder Styroporbeute
 
Bienen nehmen Styroporbeuten ebenso an wie Holzbeuten.
 
Die Leichtigkeit der Styroporbeuten ist ihr bestechendes und allerbestes Argument. In Styroporbeuten wird schon seit vielen Jahren erfolgreich geimkert und es gibt sie inzwischen in den unterschiedlichsten Maßen. Aber Styropor ist als Sondermüll zu entsorgen.
 
Wer gerne umweltbewusst denkt und handelt, will bei Styropor „vielleicht doch schwach“ werden wollen, wenn er/sie dem Imkertyp „klein und schmächtig“ angehört. Wer bei Styropor aber Bedenken bis Bauchschmerzen bekommt, sollte mal vergleichsweise Beuten aus Sibirischer Linde anheben. Vielleicht ist das Ihre Alternative.
 
Die klimatischen Bedingungen in Holzbeuten sind natürlicher. Lassen Sie sich zum Holztyp Ihrer Beute gut beraten. Holz arbeitet! Kontrollieren Sie die Qualität der Verarbeitung und die Passgenauigkeit. Fragen Sie im imkerlichen Umfeld nach Erfahrungen mit der Qualität bestimmter Zulieferer.
 
Während Sie Styroporbeuten auf Wunsch bereits vorbehandelt kaufen können, handeln Sie sich mit Holzbeuten Dauerarbeit ein. Holzbeuten müssen anfangs und auch künftig immer wieder gestrichen werden, um sie in gutem Zustand zu erhalten. Je nach Farbmaterial müssen Sie das Material lange auslüften lassen, denn strenge Gerüche jeglicher Art können Bienen überhaupt nicht leiden.
 
Wachsmotten sind die Quälgeister der Imkerei. Sie bohren sich sowohl in Holzbeuten als auch in Styropor. Aber selbstverständlich ist weiches Material deutlich anfälliger. In einer Styroporbeute halten sich Wachsmotten halten eher an das Styropor als an das Rähmchenholz. Damit Ihre Styroporbeute also nicht irgendwann aussieht, wie ein Schweizer Käse, muss sie regelmäßig ausgebessert werden. Dafür gibt es eine spezielle Paste in Tuben.
 
Im Übrigen ist das Thema Materialfestigkeit/-beschädigung auch bei der Arbeit mit dem Stockmeißel relevant, insbesondere dann, wenn überall Propolis zu entfernen ist.
 
Für Imkertypen „klein und schmächtig“ an dieser Stelle noch der Hinweis, dass man notfalls auch durch 1 zu 1 Umhängen bei Magazinbeuten arbeiten kann. So geht das: Beutendeckel verkehrt herum auf die nächste Beute legen, darauf eine Leerzarge stellen, sodass anstatt eine ganze Zarge abzuheben lediglich die Rähmchen einzeln in die Leerzarge umgehängt und nach Fertigstellung der Arbeit wieder zurückgehängt werden. Das hat allerdings auch große Nachteile: Die Arbeit ist sehr langsam und die Störung am Volk dauert deutlich länger. Und es bewirkt außerdem, dass die bienische Betriebstemperatur im Stock vollständig durcheinander gebracht wurde.
 
Wenn Sie sich für Magazinbeuten entschieden haben, achten Sie darauf, dass der Boden ein offenes Gitter hat (Magazinbeuten sind dickwandiger als Hinterbehandlungsbeuten). Der Bienensitz im Winter sollte möglichst kühl sein, damit sie fest in der Wintertraube sitzen. Die Bodeneinlage wird nur für Kontroll- und Behandlungszwecke eingeschoben, ansonsten sitzen die Bienen ganzjährig auf offenem Boden. Bienen müssen im Winter nicht gewärmt werden. Würden sie gewärmt, werden sie brüten. Das soll durch den kalten Sitz verhindert werden, damit Varroen sich nicht fortentwickeln können und natürlich sterben und weil Bienen für die Brut zu viel Nahrung aufnehmen mit der Folge, dass sie koten müssen, es aber nicht außerhalb des Bienenstocks können, weil es zu kalt ist. Die Bienenbehausung verkotet.
 

4. Grundsatzentscheidung

Rähmchenmaß                 
 
Dr. Benedikt Polaczek,
Ausbilder Tierwirt/in Fachbereich Bienenhaltung, Freie Universität Berlin,
vertritt die Meinung,
 
dass man sich daran orientieren sollte, welches Rähmchenmaß im unmittelbaren Umfeld (Standort / Imkerverein) verwendet wird, damit man sich jederzeit untereinander schnell und unkompliziert aushelfen kann, z. B. Völkernachkauf, Weiselproben. (Hinweis: Unter Beachtung der Bienenseuchen-Verordnung und der sonstigen gesetzlichen Regelungen.)

Selbstverständlich, wenn einem der Beutentyp gefällt und man damit auch arbeiten möchte, ist das eine angenehme und bequeme Ausgangssituation. 

Wenn man sich aber für ein ganz anderes Maß entschieden hat und kauft man ggf. einen Kunstschwarm, der in das neue System einfach nur eingeschlagen wird. Mit einer Weiselprobe sieht es dann schon anders aus, doch in der Regel hat man nicht nur ein Bienenvolk, sondern mindestens zwei im laufenden Betrieb. Und falls es dann eben doch mal zu einem Totalausfall kommt, muss man eben Kunstschwärme nachkaufen.

An den Beutentyp/das Rähmchenmaß ist man gebunden. Der Bien fühlt sich in jeder geeigneten Behausung wohl.

5. Grundsatzentscheidung

Der Brutraum

Zumeist entscheidet man sich für das Beutensystem, das man beim Probeimkern kennengelernt hat. Aber es lohnt sich durchaus, auch Erkundigungen zu anderen Systemen einzuholen und sich nach Möglichkeit auch die Betriebsweise zeigen zu lassen.

Die jeweilige Zargenhöhe/Wabengröße spielt eine große Rolle für die Betriebsweise. Aber Ihre obigen Grundsatzentscheidungen fließen hier mit ein und werden bei diesem Thema womöglich wieder in Frage gestellt.

Ausgehend davon, dass eine Königin in der Hauptsaison täglich 2.000 Eier legt, werden rund 3 dm² Wabenfläche beidseitig täglich bestiftet. Unter Berücksichtigung, dass diese Fläche nach dem Bienenschlupf im Umlauf wieder zur Verfügung steht, werden rund 63 dm² für Brutfläche, Pollen- und Honigreserve benötigt. Das sind rund 12 DNM- (Deutsch NormalMaß), 11 Zander- oder 8 Dadant-Waben beidseitig, die für den Brutraum mindestens benötigt werden. Der Honig sollte oberhalb des Brutraums oder in Trogbeuten hinter dem Brutraum eingetragen werden.

Daraus folgt, dass (je nach Standortbedingung) ein Brutraum mit 10 oder 11 DNM-Waben in der Regel zu wenig ist. Als Ausgleich bekommt das Volk einen zweiten Brutraum, was den Nachteil hat, dass auch Honig dort eingelagert wird und eine Vermischung mit Brut die Honigernte erschwert bis ausschließt. Oder man setzt das etwas höhere Wabenmaß DN Anderthalb ein und arbeitet mit einem angepassten Brutraum. Die meisten DNM-Systeme können jederzeit ergänzt und umgerüstet werden. Entscheidet man sich für ein gleichschenkeliges DNM-System hat man zwar meist eine Falz, ist aber im Übrigen mit dem Beutensystem sehr flexibel aufgestellt und kann sich erst einmal ausprobieren.

Grundsätzlich ist das rückenschonende (!) Imkerm mit einem angepassten Brutraum sehr empfehlenswert. Bei Magazinbeuten erspart man sich das schwere Heben des zweiten Brutraums. Natürlich wird auch in der Trogbeute, bei der alles auf einer Ebene stattfindet, der Raum nach hinten dem jeweiligen Platzbedarf angepasst.

Zander- (ZaDant) und Dadantsysteme bieten ebenfalls einen hohen Brutraum. Hier wird man falzlos fündig! Diese Beutensysteme sind sehr gut durchdacht und werden gerne und aus guten Gründen in der Erwerbsimkerei eingesetzt. 

Es lohnt sich also, die Unterscheide genau unter die Lupe zu nehmen.

So individuell jeder Mensch ist, so individuell sind seine Prioritäten bei dem für ihn richtigen Beutensystem.

6. Grundsatzentscheidung

Neues oder Gebrauchtes ???
 
  • Verfügen Sie schon über das notwendige „know how“ zur Bienengesundheit?
  • Steht Ihnen bereits Equipe zur Beutensanierung zur Verfügung?
  • Wissen Sie, wie man das macht und was das für einen Arbeitsaufwand bedeutet?
  • Wie viel Vorbereitungszeit steht Ihnen noch bis zur Übernahme Ihrer Bienen zur Verfügung?
  • Steht Ihnen erforderlichenfalls ein erfahrener Imker zur Seite, um Gebrauchtes brauchbar zu machen?
  • Wussten Sie, dass z. B. in Brandenburg auch für imkerliches Gebrauchtmaterial eine Bienenseuchenfreiheitsbescheinigung erforderlich ist?
Kein gebrauchtes Beutenmaterial ist unbelastet!
Krankheitserreger kommen als blinde Passagiere mit!

Aber schlimmstenfalls nicht nur Krankheitserreger, sondern auch die Bienenseuche "Amerikanische Faulbrut". Das Drama, das man mit dieser Seuche nicht nur bei sich, sondern bei allen Bienenvölkern in seinem Umfeld auslöst, wenn man unbedacht Seuchenmaterial auf seinem Stand neu belebt, ist riesig. Nicht umsonst wurde in der Brandenburger Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz zur „Durchführung der Bienenseuchen-Verordnung“ festgelegt, dass auch für imkerliche Gebrauchtmaterialien eine Bienenseuchenfreiheitsbescheinigung einzuholen ist. Näheres hierzu unter "Meldepflicht".

Deshalb muss gebrauchtes Beutenmaterial unbedingt vor dem Einsatz fachgerecht saniert werden, um ein seuchenfreies und hygienisches Klima für Ihre Bienen zu schaffen. Können Sie das nicht, dann Finger weg! Das wäre ansonsten ein schlechter Start in das neue Imkerleben.
 
Mit dem Kauf von neuem Material haben Sie die Gewissheit, dass die Beutenhygiene stimmt und Sie haben sich damit auch Zeit verschafft, bis auf Ihrem Bienenstand turnusmäßige Reinigungsarbeiten anfallen. Starten Sie lieber langsam und dafür mit einem guten Gefühl/Gewissen in Ihr neues Hobby.

Abschließend

Ihre persönliche Checkliste hat sich schon gefüllt?
 
Pro Wirtschaftsvolk brauchen Sie einen vollständigen Magazinbeutensatz:
  • 1 Blechabdeckung
  • 1 Deckel
  • 1 Futterzarge *)
  • 2 Zargen für Honigräume
  • 1 Absperrgitter
  • 2 Zargen für Bruträume (alternativ 1 Großraumzarge)
  • 1 Boden
  • 1 Bodeneinlage, auch Kontrollboden oder Windel genannt
  • 1 Fluglochkeil möglichst mit zwei verschieden großen Bogenschnitten
  • Rähmchen für alle Zargen plus 2 Rähmchen, um diese zum Baurahmen umzufunktionieren
*) Die Futterzarge ist für die Wintereinfütterung vorgesehen. Hier gibt es unterschiedliche Modelle. Futterzargen mit Plastikeinsatz und Deckel schotten den Futtervorrat sehr gut gegen Räuberei und ertrinkende Bienen ab. Bitte achten Sie bei dem Plastikeinsatz darauf, dass der Trog aus einem einzigen Guss besteht, da verklebte Verbindungen brüchig werden können. Man kann aber zur Einfütterung auch eine Leerzarge aufsetzen und einen passenden Plastikbehälter aus dem Haushaltsbereich mit Schwimmhilfen verwenden, das wäre dann auch platzsparender in der Lagerhaltung und schont Ihren Geldbeutel.
 
Als Empfehlung möchten wir Ihnen mit auf den Weg geben, auch am Anfang schon für ausreichend Reservebeuten vorzusorgen, denn wenn sich z. B. der Schwarmtrieb eingestellt hat, ist schnelles Eingreifen erforderlich. Ausbrechen der Weiselzellen hilft nicht, Sie müssen das Volk teilen/schröpfen können und deshalb müssen Sie jederzeit handlungsfähig sein. Für den Notfall sollten Sie mindestens
  • 1 Blechabdeckung
  • 1 Deckel
  • 2 Zargen
  • 1 Boden
  • 1 Bodeneinlage
  • Rähmchen für alle Zargen plus 1 Rähmchen für den Baurahmen
vorrätig halten. Damit steht Ihnen erforderlichenfalls sogar eine weitere Zarge für das Wirtschaftsvolk zur Verfügung.
 
Sie werden über Ihre Lagermöglichkeiten nachdenken müssen, denn im Winter sitzen die Völker nur auf ein bis zwei Zargen, der Rest muss so lange im Lager unterkommen. Ähnlich sieht es mit dem Platzbedarf für die Honigschleuder, Erntegeräte, Honigkübel und Honiggläser aus.

Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Vorbereitungen. Überstürzen Sie nichts. Idealerweise haben Sie einen Probeimkerplatz gefunden und lassen diese Erfahrung erst einmal auf sich wirken. Fangen Sie danach, wenn Sie dann auf sich selbst gestellt sind, möglichst mit einem oder zwei Ablegervölker und nicht gleich mit Wirtschaftsvölker an, sodass Sie eine Chance haben, mit Ihrer neuen Aufgabe zu wachsen, anstatt der Aufgabe hinterher zu hecheln. Bienenhaltung ist sehr komplex und hoch interessant. Wer einmal in diese kleinen Sechsbeiner verliebt ist, den lässt das Bienenfieber nie wieder los.

 
Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg 
und stets volle Honigtöpfe!
 

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